Selbstliebe statt Perfektion, oder auch: Wie du all deine Ziele erreichst

von mama moves

Du bist nicht schön. 

Dein Bauch ist zu dick.

Zu faltig. 

Wieso hast du ihn eigentlich nicht straffen lassen?

Deine Beine sind zu kurz.

Und stämmig. 

Du siehst nicht aus wie eine Fitnesstrainerin.

Dafür bist du nicht trainiert genug. 

Sagt wer? Verglichen zu wem? Was macht diesen anderen zu einem besseren Menschen als mich? Und was sagt mein Körper überhaupt über meine Schönheit und meine Fähigkeiten aus? Und was sagst du, wenn ich dir sage, wie es wirklich ist? Nämlich…

Ich bin schön.

Mein Bauch ist schön.

Meine Beine sind schön.

Ich bin eine verdammt gute Fitnesstrainerin. 

Wer das sagt? Ich. Und das ist alles, was zählt. 

Was wird das hier? 

Beginnen wir das Jahr mit einem Fitness-Beitrag der etwas anderes Art. Ich sag dir jetzt nicht, was du tun musst, um endlich clean zu essen und schlank zu werden und deine Ziele zu erreichen. Es gibt auch keine Liste mit Punkten zum Abarbeiten, keine Anleitung zu deinem neuen „Fitness-Ich“. Nicht, weil ich das falsch finde – denn „falsch“ ist nur, was sich FÜR DICH falsch anfühlt. Und meine Coaching Kunden lernen auf Wunsch selbstverständlich auch, wie sie schlank werden können und wie sich optimal ernähren.

Ich möchte dir bloß von meiner Geschichte erzählen und dem, was momentan in meinem Kopf stattfindet. Dir damit zeigen, wie mein Weg zum ganzheitlichen Glück und absoluter Selbstzufriedenheit war. Versuchen, dir auf diese Weise die Basis eines jeden Erfolgs zu erläutern. Zusammen mit dem Anspruch, eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten in dir zu stärken: Dich schön, gut genug, wertvoll und geliebt zu fühlen. Wenn du Selbstliebe und Selbstvertrauen besitzt, kannst du alles erreichen, was du willst. Und dabei spielt es keine Rolle, was es ist – abnehmen, reich werden, einen Partner finden, auswandern, neu anfangen. Alles ist möglich, wenn du DU bist. Für DICH, nicht für andere.

Neujahrsvorsätze?

Ich habe keine Pläne für dieses Jahr, ich habe Visionen für die Zukunft und dabei spielt es für mich keine Rolle, welche Jahreszahl wir schreiben. Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, aber nicht bloß Zeit, sondern echte, qualitative, ungestörte Zeit. Ich möchte strukturierter und effizienter arbeiten können und mich nicht so schnell ablenken lassen. Ich möchte meine Meditationsroutine weiter verfestigen. Yoga machen. Etwas Neues lernen – im Sport und im Job. Ich möchte weiterhin Menschen meiden, die ich nicht mag und die mir nicht gut tun, weiterhin die Beziehungen pflegen, die mein Herz erfüllen. Ich möchte immer genau das tun, was mir Spaß macht und was ich liebe. Rein, liebevoll, liebend sein. 

Und ansonsten möchte ich weitermachen, wie bisher, denn was vor einigen Tagen passiert ist, hat mich in meinem Weg bestärkt: Ich habe nach fünf Jahren (der „temporären Unfruchtbarkeit“) endlich wieder meine Tage bekommen – ganz ohne fremde Hilfsmittel, dafür mit jede Menge mentaler Arbeit an mir selbst. Ich habe mich von allem distanziert, was mich so lange Zeit von meinem wahren Ich ferngehalten hat: Selbstkritik, Selbsthass, Perfektinismus, Diäten, exzessivem Sport, Stress, Druck und dem permanenten Gefühl, nicht gut genug zu sein und mich ständig optimieren zu müssen. Schon seit der Geburt von Lias vor 3 Jahren habe ich begonnen, mich langsam von meinen alten Mustern zu entfernen und meine Fesseln des Perfektionismus zu lösen, doch erst seit der Geburt von Leonas vor 16 Monaten befand ich mich unabgelenkt auf der Zielgeraden zu meiner vollkommen Gesundheit. Trotz der Neudiagnose „Hashimoto“, trotz der hohen Arbeitsbelastung, trotz kleiner Kindheit und allem, was im Alltag manchmal schlaucht und müde macht. Vor ein paar Jahren wäre ich vermutlich wieder in ein Burnout gerutscht, doch dieses Mal habe ich aus Schwächen Stärken gemacht, oder besser gesagt: In Schwächen Stärken GESEHEN. Mir ERLAUBT, schwach zu sein. NICHT perfekt, nicht schön, nicht total trainiert, nicht überambitioniert. Zu ruhen, wenn mein Körper Ruhe einforderte, mich zurückzuziehen, wenn mir danach war, nein zu sagen, auch, wenn lukrative Aufträge winkten. Und dieser „gesunde Egoismus“ war eine der besten Erfahrung in meiner Persönlichkeitsentwicklung, weil es nichts anderes ist als „Selbstliebe“.

Dazu möchte ich hier ein unfassbar aussagekräftiges Gedicht des großartigen Charlie Chaplin mit euch teilen, denn diesem verdanke ich diese bahnbrechende Erkenntnis:

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

konnte ich erkennen, 

dass emotionaler Schmerz und Leid 

nur Warnung für mich sind, 

gegen meine eigene Wahrheit zu leben. 

Heute weiß ich , das nennt man 

“Authentisch-Sein”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich verstanden, 

wie sehr es jemanden beschämt, 

ihm meine Wünsche aufzuzwingen, 

obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif, 

noch der Mensch dazu bereit war, 

auch wenn ich selbst dieser Mensch war. 

Heute weiß, das nennt man 

“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich aufgehört, 

mich nach einem anderen Leben zu sehnen, 

und konnte sehen, dass alles um mich herum 

eine Aufforderung zum Wachsen war. 

Heute weiß ich, das nennt man 

“Reife”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich verstanden, 

dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, 

zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin 

und dass alles, was geschieht, richtig ist 

– von da konnte ich ruhig sein. 

Heute weiß ich, das nennt sich 

“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich aufgehört, 

mich meiner freien Zeit zu berauben 

und ich habe aufgehört, 

weiter grandiose Projekte 

für die Zukunft zu entwerfen. 

Heute mache ich nur das, 

was mir Spaß und Freude bereitet, 

was ich liebe 

und mein Herz zum Lachen bringt, 

auf meine eigene Art und Weise 

und in meinem Tempo. 

Heute weiß ich, das nennt man 

“Ehrlichkeit”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich mich von allem befreit 

was nicht gesund für mich war, 

von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen 

und von allem, das mich immer wieder hinunterzog, 

weg von mir selbst. 

Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”, 

aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

habe ich aufgehört, 

immer recht haben zu wollen, 

so habe ich mich weniger geirrt. 

Heute habe ich erkannt, 

das nennt man “Einfach-Sein”.

Als ich mich wirklich 

selbst zu lieben begann, 

da erkannte ich, 

dass mich mein Denken 

armselig und krank machen kann, 

als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, 

bekam der Verstand einen wichtigen Partner, 

diese Verbindung nenne ich heute 

“Herzensweisheit”.

Wir brauchen uns nicht weiter 

vor Auseinandersetzungen, 

Konflikten und Problemen 

mit uns selbst und anderen fürchten, 

denn sogar Sterne knallen 

manchmal aufeinander 

und es entstehen neue Welten. 

Heute weiß ich, 

das ist das Leben!

Ist das nicht großartig, wie Charlie Chaplin an seinem 50. Geburtstag – also am 16. April 1959 – Zeilen schrieb, die wir uns heute alle für immer einprägen und nach ihnen leben sollten? Um einfach loszulassen, frei zu werden, glücklich, weil selbstbestimmt? 

Ich lasse es an dieser Stelle mal so stehen. 

Frei werden – aber wie? 

Nachdem ich mich also insbesondere im vergangenen Jahr darauf konzentriert hatte, mich zu befreien und selbstbestimmt zu leben (Meditation und kleine Auszeiten mit einem scharfen Fokus nur auf mich waren elementare Teile dieses Prozesses), habe ich festgestellt, dass weniger Perfektion nicht mit weniger Liebe und Zuwendung einherging. Nur, weil ich nicht mehr die „perfekte Mutter“, die „perfekte Sportlerin“, die „perfekte Bloggerin“ war, war ich nicht weniger wichtig, glücklich, ungeliebt, ungeachtet. Im Gegenteil. Ich habe mehr Nähe zu anderen und mehr Nähe zu mir geschaffen und begeistert festgestellt, wie viel mehr Power ich durch weniger Druck und durch weniger Erwartungen erlange. Und wie viel mehr Selbstbewusstsein durch weniger Selbstdarstellung. 

Das mit der Liebe meines Körpers kam dann eigentlich fast von allein. Ich baute im Zuge meines inneres Selbstvertrauens („Ich schaff das“, „Ich kann das!“, „Ich möchte das“ und „ich bin gut so, wie ich bin und darin was ich mache“) und gleichzeitig der Betonung meiner Menschlichkeit und der Akzeptanz persönlicher Grenzen („Ich muss nichts“, „ich schulde niemandem etwas“, „ich muss nicht perfekt sein, um trotzdem toll zu sein“) eine dermaßen unerschütterliche Basis zu meinem Körper auf, dass ich ihn plötzlich mit ganz anderen Augen sah. Nicht mehr mit den des „typischen Fitnessmenschen“, der „selbstkritischen Frau“, der „unsicheren und nach Bewunderung lechzenden Yavi“ – sondern mit den Augen der Wahrheit. 

Die Wahrheit ist: Ich bin vollkommen, wenn auch mit Makeln. Meine Makel sind wichtig, sie machen mich menschlich. Menschlichkeit ist meine Verbindung zu den Menschen, die mich umgeben und die ich umgebe. Synergien. Harmonie mit mir und der Welt entschleunigt, beruhigt, besänftigt, kräftigt. Kraft gibt mir den Impuls, stolz zu sein, auf das, was ich habe, bin, kann. 

Ich habe einen Körper. Er trägt und schützt mich.

Ich bin ein Mensch. Ich lebe. 

Ich kann das tun, was ich liebe und es ist allein meine Entscheidung, was es ist. 

Damals… 

Als ich vor 13 Jahren beschlossen hatte, Sportlerin zu sein, dachte ich, damit ginge ein gemeißelter Körper einher. Mein Fokus lag auf meiner Optik, nicht der Entwicklung meines Geistes und des Könnens. Das Ziel ist das Ziel… Bullshit. Ich dachte damals nur mit den Augen der anderen, nicht mit meinem inneren Auge der Selbstbestimmung. Heute bin ich Sportlerin mit einem Körper von der Art, die bis heute noch kein Cover eines Frauen- oder Fitnessmagazins jemals geziert hat und vermutlich (noch lange) nicht zieren wird. Ein Six Pack ist so weit von mir entfernt wie Dumbo vom Cirque du Soleil. Doch es ist die Art von Körper, auf die ich wahnsinnig stolz bin. Ein Körper mit Geschichte. 

Und doch weiß ich, was mich zu einer guten Sportlerin macht: Mein Wissen, meine Intuition, meine fließende Kommunikation mit anderen und meinem Körper, meine körperliche Fähigkeit, Dinge mit meinem Körper zu tun, die mir nicht in die Wiege gelegt wurden. Arbeit, Fleiß, Leidenschaft, Selbstvertrauen. Unwichtig, wie ich aussehe. Oder wichtig, WEIL ich so aussehe, wie ich aussehe? Du entscheidest. 

Damals hätte ich mir zu beginn eines neues Jahres aufgeschrieben: 6kg abnehmen, Trizeps definieren, schlankere Beine. Ich veurteile mich nicht für diese Gedanken, denn ich wusste es ja nicht besser. Und weil ich es nicht wusste, konnte ich wachsen. Und umdenken. So, dass ich heute für meinen Körper nur eins will: Gesundheit und in diesem Zusammenhang seine Fähigkeit, mir Sport zu ermöglichen und damit sehr viel Freude, Energie und Herausforderung in mein Leben zu bringen. Und die Möglichkeit, anderen zu helfen, Sport lieben zu lernen – und sich selbst.

Mein Bauch 

Einen Monat ist meine Bauch-OP nun her. Bauchnabelbruch, Rektusdiastase – repariert. Mein Bauch ist noch faltiger und beuliger als noch vor der OP. Ich sehe in den Spiegel. Alles gut. Nichts hat sich verändert. 

„Warum hast du deinen Bauch nicht gleich straffen lassen, als die eh schon an dir rumgeschnitten haben?“, wurde ich bereits unzählige Male gefragt.

Ich frage mich: „Was stimmt denn nicht mit meinem Bauch, dass du glaubst, er bräuchte eine OP?“

Ich bin Mama von zwei Kindern.

Ich bin Mensch.

Ich bin geliebt. 

Ich bin mehr als nur Körper. 

Ich bin Geschichte.

Ich bin glücklich.

 

 

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6 Kommentare

Susi 14. Januar 2019 - 8:30

Danke für den schönen Text, der passt gerade sehr gut!
Interessant, dass du dich operieren hast lassen, bei mir steht genau die gleiche OP an. Ich würde mich total freuen, wenn du mal einen Post über deine Erfahrungen mit der OP schreiben würdest!
Es ist ja doch ein großer Eingriff, vor dem dich sicher auch etwas gegruselt hat? Alles Gute wünsche ich dir!

Antworten
Caro 8. Januar 2019 - 20:15

Liebe Yavi,
Vielen Dank für diese schönen Worte. Ich lese diese, während meine wunderbare Tochter neben mir schlummert. Vor fünf Monaten hat sie das Licht der Welt erblickt und mein Körper ist alles andere als straff und schlank. Am manchen Tagen, wird eine Stimme laut, die mir sagt, daß geht so nicht, du bist hässlich. Inzwischen habe ich die Stimme gut im Griff und kann ihr sagen, sie soll die Klappe halten. Dann bin ich stolz auf meinen Körper der ein Baby zur Welt gebracht hat und versorgt. Vor ein paar Jahren, war das anders, ich war so Unglücklich weinte jeden Tag, ging nicht mehr mit Freunden aus, weil ich Angst hatte vor ihnen zu essen, jeden Tag aufs neue habe ich mich selbst gehasst. Das war so anstrengend ich war so müde. Eine wunderbare Therapeutin hat mir geholfen und ich habe mich auf den Weg zu mir selbst gemacht.
Ich möchte meiner Tochter en Vorbild an Selbstliebe sein, ihr zeigen, was es bedeutet intuitiv zu essen und ihr bei stehen, wenn die Gesellschaft ihr sagt, sie sei noch nicht gut genug.
Wir sind Mütter, die ihre Kinder unterstützen können, sich zu achten, emotionale Beziehungen zu anderen einzugehen, ohne sich von Oberflächlichkeiten leiten zu lasen. Herzliche Grüße

Antworten
Siddy 1. März 2021 - 21:28

Liebe Yavi, wie geht’s dir mittlerweile…. Alles gut nach der OP oder hast du es mal bereut? Wie groß war der Eingriff? Kannst Du normal Sport machen? Danke

Antworten
Irina Rehag 5. Januar 2019 - 11:34

Mich hast du schon seit einiger Zeit zum umdenken gebracht! Ich bin auch Sportlerin und Mama von zwei Kindern und liebe meinen Körper auch mit „makeln“ noch mehr als jemals zuvor!
Ich Danke dir vom Herzen dafür

Antworten
Gabi 4. Januar 2019 - 19:09

Liebe Yavi, ich finde es super schön, wie Du es geschafft hast, zu Dir, Deinem Körper zu finden. Ich selbst habe das Gedicht von Charlie schon vor über einem Jahr verinnerlicht und als ich es hier wieder gelesen habe, festgestellt, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben. Das wünsche ich jedem Menschen auf dieser Welt, denn ohne Selbstliebe, können wir auch andere nicht lieben, zumindest nicht so, wie sie es verdient haben, ehrlich und aufrichtig. Geh weiter den Weg der Selbstbestimmung, ich sehe das genauso wie Du und bin bei Deinem Text ganz bei Dir.
Alles Gute für Dich und behalte unbedingt Deinen absolut genialen Humor ;-))))) Liebe Grüße Gabi

Antworten
Tanja Fischer 3. Januar 2019 - 19:16

Liebe Yavi,

Danke für diesen großartigen Text …. ich lese ihn immer und immer wieder – und manchmal braucht es einfach ein wenig Zeit bis gelesenes zum Hirn und zum Herz vordringt . Viel mehr Frauen sollten dies lesen und ein Umdenken sollte bei uns allen stattfinden . Ich Danke dir – und Eine hast du erreicht … Liebe Grüsse!

Antworten

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