Sich selbst zu lieben ist wie eine Religion. Selbstliebe schenkt dir Glauben, an dich und an deinen Wert und deine Kraft und dein Potenzial, sie leitet dich, sie tröstet dich, sie beschützt dich, sie rettet dich. Ich glaube, dass dieser Aspekt der allerwichtigste ist, wenn es darum geht, die Relevanz von Selbstliebe zu erklären. Denn jeder spricht darüber und du hörst ständig, wie wichtig es ist, doch warum, das sagt dir kaum einer.
Ich kenne beide Seiten. Die des Selbsthasses, oder auch: Der Selbstablehnung. Und ich kenne dir der bedingungslosen Selbstannahme, die ich mir in den letzten Jahren verdammt hart erkämpft habe. Und deshalb weiß ich auch, warum wir alle danach streben sollten, uns endlich uneingeschränkte Liebe entgegenzubringen – ungeachtet aller vermeintlichen Makel oder Fehler. Es ist nicht nur der religiöse Charakter. Es ist auch der befreiende. Nichts wird dir mehr Freiheit in deinem Leben verleihen, als ein selbstbestimmtes Leben in der Unabhängigkeit von äußeren Umständen, das du nur führen kannst, wenn du weißt, wer du bist und was du willst und es im nächsten Schritt voll akzeptierst. Ganz egal, ob es andere auch tun oder ob sie gut finden, was du machst oder wie du aussiehst.
Zwischen diesen Fotos liegen genau 1 Monat und unzählige Ereignisse, Erlebnisse, Emotionen und doch die gleiche Person. Wer mein Buch „Bis es wehtut“ gelesen hat, weiß, dass ich mich bis vor wenigen Jahren so, wie auf dem zweiten, nicht mal der Mülltonne vor meiner Tür gezeigt hätte. Wer mich schon etwas länger hier begleitet, weiß aber auch, dass ich mich schon lange nicht mehr (hinter Masken / Filtern / Retuschen / einer Scheinwelt) verstecke und tatsächlich fällt es mir nicht schwer, dieses Foto zu zeigen. Ich will damit gar nicht sagen, dass wir das alle tun sollten – manche Menschen sind einfach nicht so weit und das ist ok, wenn du dein eigenes Tempo hast und die Sicherheit in einer vermeintlichen optischen Perfektion suchst. Glaub mir, ich verstehe das.
So beginnst du, dich selbst zu lieben
Ich möchte hier nur etwas mit dir teilen, das dir vielleicht helfen kann, den ersten Schritt zu vollen Selbstannahme zu machen und dich wahrlich lieben zu lernen.
Wenn du das nächste Mal in den Spiegel (oder in die Selfiekamera) schaust, dann ignoriere, was dir nicht gefällt. Es geht nicht darum, dass du alles an dir schön finden sollst. Du musst deine Pickel nicht mögen oder dass du mehr wiegst, als vielleicht vor ein paar Jahren. Es geht nur darum, den Blickwinkel zu verändern und Empathie für sich selbst zu entwickeln. Verurteile dich nicht, kritisiere dich nicht. Lenke deinen Fokus auf das, was gut ist und sei gut zu dir, das hast du verdient. Schau in deine Augen und sieh nicht die Müdigkeit, sondern deine Seele. Hab Verständnis, so, wie du auch Verständnis für die Sorgen und Situationen deiner besten Freundin hättest. Dass du vielleicht auch mal nicht anders konntest, als wenig zu schlafen oder andere Dinge außer dich selbst zu priorisieren.
Verstehe, dass dein Körper immer zu dir spricht und was du siehst, wenn du in den Spiegel schaust, ist nicht einfach so passiert, sondern es sind die Spuren, die du auf deinem Weg hinterlassen hast. Sie mögen nicht immer schön sein, aber es sind deine und du hast sie selbst kreiert. Sieh dich nicht als Opfer. Du erschaffst jede Minute deines einzigartigen Lebens und in seinem Verlauf begegnen dir manchmal ganz zufällig Situationen, die du nur mit Schwäche meisterst. Die „Schwäche“, nicht immer stark (oder schön oder perfekt oder freundlich oder achtsam oder oder oder) zu sein, ist dann deine wahre Stärke. Ein Überlebensinstinkt, wenn man so will. Sei es schlechte Ernährung oder wenig Sport oder dass du menschlich nicht so gehandelt hast, wie du es eigentlich von dir selbst erwartest. Was auch immer geschehen war: stehe dazu und nimm es an, aber sei bereit, das Blatt wieder zu wenden, um für und nicht gegen dich zu arbeiten. DAS ist Selbstliebe.
Als ich das rechte Foto geschossen habe, hatte ich meine Tage, schlief maximal 4 Stunden die Nacht, war mitten in der Umzugswoche und gleichzeitig in den Endphase meines zweiten Buches, plante meinen Hausflohmarkt, ernährte mich hauptsächlich von Fett und Zucker, vergaß zu trinken und machte keinen Sport. Klar, sehe ich nicht geil aus. Aber was bleibt meinem Körper übrig, als über die Haut zu entgiften und alles, was ihn belastet, über alle Kanäle nach außen zu befördern? Einen Weg in die Freiheit zu suchen? Signale der Hilflosigkeit und der Seenot zu schicken? Weil die Seele nicht mit ihm zusammenarbeitet? Weil ich „keine Zeit“ gefunden habe, mich um meine wahren Bedürfnisse zu kümmern?
Also schaute ich in den Spiegel und hasste oder schämte mich nicht, sondern hatte Mitleid und Verständnis und dazwischen sah ich immer noch die gleiche Yavi, die im Kern kein Stück schlechter ist, nur, weil sie mal schlechter aussieht. Die Yavi, die immer noch die gleichen Werte hat, die gleiche Liebe empfindet, die heute genauso wertvoll ist wie bei schon in ihrer Geburtsstunde vor 33 Jahren. Eine Yavi, die sich auch mal kacke fühlen und auch so aussehen darf. Und eine Yavi, die von ihren Lieblingsmenschen nicht weniger geliebt wird, nur, weil sie wie Charlize Theron in „Monster“ aussieht 😉 Eine Yavi, die auch mal nur in den Arm genommen werden möchte – auch von sich selbst.
Ich habe vor einem Monat Foto dieses Foto gemacht, weil ich diesen Moment dokumentieren wollte. Ich wollte festhalten, wie ich voller Mut und vor allem stolz erst in den Spiegel, dann in die Kamera geschaut habe. Stolz, denn ich habe das erste Mal in meinem Leben einen regelmäßigen Menstruationszyklus ohne externe Hormonzugabe. Ich habe es geschafft, mir ganzheitliche Gesundheit zu erkämpfen. Ich ganz allein – mit einem entsprechenden Lebensstil, Ernährung, Einstellung, vor allem zu mir selbst. ICH habe meinem Körper gezeigt, wie es ist, voll Frau zu sein. Voll verliebt zu sein, in mich und das Leben. Ist doch egal, wenn man es äußerlich nicht sieht, weil ich mit Pickeln übersät bin und mein Körper ohne Ende Wasser eingelagert hat. Es wäre nur nicht egal, wenn ich nicht auch wüsste, dass es dennoch höchste Zeit ist, mich JETZT um mich zu kümmern. Denn wenn ich wirklich achtsam bin, kann es auch anders sein…
Das linke Foto ist heute entstanden und ich habe wieder meine Tage. Der Unterschied: Ich schlafe gut, esse gut, trainiere, meditiere, mache Yoga, empfinde meine Arbeit nicht als Arbeit, sondern als Spaß, der zufällig Geld bringt. Ich habe mich mir selbst wieder zugewandt und höre auf das, was mein Körper wirklich braucht. Und das ist in erster Linie: Selbstliebe.
Und Selbstliebe bedeutet: Glaube. An dich selbst. Deine Religion. Nimm dir täglich Zeit, mit dir zu sprechen. Voller Liebe und Zuneigung und Dankbarkeit. Betrachte deinen Körper wie einen Tempel, der deine Aufmerksamkeit und Pflege braucht. Dass du ihn täglich besuchst und ihm mit Respekt und Demut begegnest. Dass du siehst, was ihm fehlt und wo er noch Reinigung bedarf. Und verliere niemals das Vertrauen in diesen Ort, denn er wird immer da sein und dich schützen, solange du ihn nicht verlässt.
Tu das „Ding“ mit der Selbstliebe also nicht für andere, tu es für dich und deinen Körper und er wird wieder strahlen. Glaube mir, glaube dir.