Bauchnabelbruch & Rektusdiastase: Operieren oder nicht?

von mama moves
Alle Fotos: Anja Wilhelmi 
 
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Nachdem eurerseits bereits vielfach der Wunsch nach einem Resümee meiner Bauch-OP im Dezember geäußert wurde, widme ich diesen Beitrag der  Thematik „Bauchnabelbruch und Rektusdiastase“ und insbesondere euren Fragen nach meinen Erfahrungen mit der OP, der Heilung und dem optischen Ergebnis. 

Die Vorgeschichte 

Nach der Geburt meines ersten Kindes hatte ich keinen Bauchnabelbruch, aber eine heftige Rektusdiastase von 5 cm (mein Bauch war ja wirklich riesig!),  konnte sie mit meinen Übungen innerhalb von 6-7 Wochen jedoch fast komplett schließen. Um eine solche Rektusdiastase bei der zweiten Schwangerschaft zu verhindern, habe ich viel gezielter trainiert (keine geraden Bauchmuskeln! Hingegen Stärkung der seitlichen!), anders gehoben, mich bewusster aufgesetzt und insgesamt darauf geachtet, wie ich meinen Bauch belaste. Und tatsächlich passten nach der Entbindung von Baby Nr. 2 lediglich 2 Finger zwischen meine Bauchmuskeln. 

 
Mein Bauch mit Bauchbabelbruch ca. 8 Monate post partum
 

Diagnose 

Doch es war nicht zu übersehen, dass sich mein Bauch dennoch stark verändert und gelitten hatte: Der Bauchnabel schaute komplett raus, was mich sofort vermuten ließ, dass dem ein Bruch zugrunde liegen musste. Auch schaute ich noch viele Monate nach der Entbindung schwanger aus, da die Bauchdecke nach außen gewölbt war. 

Ich äußerte meinen Verdacht gegenüber meinem Hausarzt, der dies auf den ersten Blick bestätigte, mich jedoch zur finalen Diagnose an einen Hernienspezialisten in Köln überwies. Dieser sollte dann auch feststellen, wie gravierend dieser Bruch war und ob er operativ behandelt werden sollte. 

Einige Wochen später war der Termin gekommen und der Chef des Hernienzentrums bewertete meinen Nabelbruch als so verheerend, dass eine OP in seinen Augen als unumgänglich galt. Meine Rektusdiastase hingegen galt zu diesem Zeitpunkt als keine (Anm.: bis 2 Finger breit ist normal, wenn mehr Finger in die Lücke zwischen die Bauchmuskeln passen, liegt eine Rektusdiastase vor) und sollte daher nicht operiert werden. 

Ich muss an der Stelle sagen, dass ich eine dankbare und vielleicht sogar naive Patientin bin. Ich vertraue Ärzten. Und glaube zunächst stets, in guten Händen zu sein und mich daher auf die (professionelle) Meinung verlassen zu können. Auch in diesem Fall erschien mir die Diagnose logisch und ich dachte gar nicht daran, mir eine zweite Meinung einzuholen. Darüber hinaus habe ich keine Angst vor OPs, wäre es anders, hätte ich mir vielleicht noch einen Spezialisten gesucht, der von einer OP abgeraten hätte 🙂

Da ich zu dem Zeitpunkt noch stillte, verabredeten wir uns für ein nächstes Gespräch nach dem Abstillen. Grund sind die Hormone, die wir während des Stillens ausschütten und die unter anderem auch unser Bindegewebe beeinflussen. Heißt konkret: Noch bis zu 6 Monate nach dem Abstillen kann sich der Körper (gemeint sind auch die Haut als auch die Muskeln) hormonell bedingt verändern, weswegen es keinen Sinn gemacht hätte, sofort zu operieren. Als ich dann nach insgesamt 10 Monaten abgestillt hatte, legten wir den OP-Termin für 6 Monate später fest.

Bis dahin müsse ich nichts speziell beachten, hieß es – ich könne als auch wie gewohnt Sport machen. Und das tat ich auch. 

 

Die OP 

Einen Monat vor der OP ging ich zum Vorgespräch in der Praxis (zugleich Klinik), wo der Ablauf besprochen und der Bauch noch einmal begutachtet wurde. Der operierende Chirurg stellte fest, dass meine Rektusdiastase nach wie vor NICHT vorhanden sei und nicht operiert werden müsse, der Bauchnabelbruch sei jedoch nach wie vor im gleichen Stunden (was natürlich zu erwarten war). Er entschied sich, bei der OP ein Bauchnetz zu legen und den Bruch damit zu verschließen. Unkompliziert sollte es werden.

Am Tag der OP ging ich am Vormittag nüchtern in die Klinik, zog einen OP-Kittel an und wurde auf einem Bett in den OP-Saal geschoben, wo dann alles ruckzuck verlief und ich einschlief (Vollnarkose). Der Eingriff dauerte insgesamt ca. 45 Minuten, wie ich nach dem recht zügigen und angenehmen Aufwachen erfuhr. Ich erfuhr dann auch, dass entgegen der Absprache auch meine geraden Bauchmuskeln (also die Rektusdiastase) vernäht worden waren. Ich war überrascht, der Chirurg erklärte seine spontane Meinungsänderung damit, dass er das „einfach mal mitgemacht und den kleinen Spalt geschlossen habe“, wenn er da jetzt eh dran und der Bauch offen war. Erst sah ich weder Vor- noch Nachteile, bis ich dann erfuhr, dass die Heilung auf Grund der Rektusdiastase-OP verzögert werde und ich zudem über mehrere Wochen ein Korsett tragen müsste. 

Nach der OP 

Einige Stunden nach der OP durfte ich mit Korsett und Schmerzmitteln nach Hause gehen und wurde dort dann von meinem Mann verwöhnt, während meine Kinder noch bei den Großeltern waren. Dass sie in den ersten Tagen nach der OP nicht zuhause waren, entlastete mich sehr, da ich mich eigentlich mindestens 2 Wochen lang körperlich nicht anstrengen geschweige denn meine Kinder tragen sollte. Weitere Unterstützung bekam ich von meinen Schwiegereltern, meiner Mama, ihrer Freundin und guten Freunden, wobei ich sagen muss, dass es mir nach 1,5 Wochen wieder richtig gut ging und ich sogar am liebsten wieder den Alltag normalisiert hätte. 

 
 

So vernünftig wie ich bin habe ich es nicht gemacht, denn die Heilung der Bauchdecke hängt stark von der richtigen Verhaltensweise des Patienten ab. Es ist also wirklich wichtig, dem ärztlichen Ratschlag zu folgen und weder Sport noch andere belastende Tätigkeiten auszuüben. Selbst das Aufstehen am Morgen soll gelernt sein: seitlich abrollen und mit den Armen abstützend über die Seite hochkommen (kennen vielleicht noch viele von euch von der Schwangerschaft). Denn falsche Bewegungen können die Bauchmuskeln wieder auseinander treiben und die Rektusdiastase ist schneller zurück als wir gucken können. 

Zudem trug ich 4 Wochen lang das enge Korsett Tag UND Nacht und weitere 2 auch tagsüber, damit die Bauchmuskeln zusammenbleiben und die Nähte nicht aufreißen. Das Korsett wäre ausschließlich nach der Bauchnabel-OP mit Netz-Technik NICHT notwendig gewesen. 

Schmerztabletten nahm ich nur zwei Tage lang, da ich kein Fan von Schmerztabletten bin, es anfangs jedoch wirklich nicht ohne ging. Auch eine Woche später waren die Schmerzen insbesondere beim Anspannen der Bauchdecke (Niesen, Husten, Lachen, Stuhlgang, Aufrichten, Aufstehen) extrem. 

Wann wieder Sport? 

Als ich vier Wochen nach der OP die zweite Nachbesprechung hatte, war der Chirurg sehr zufrieden mit der Heilung und betrachtete sie als abgeschlossen. Es hieß, ich könne nun alles wieder wie gewohnt tun – auch Kraftsport (Cardio durfte ich eigentlich schon in moderater Weise bereits zwei Wochen post-OP machen, was ich jedoch nicht tat).

Ich tastete mich vorsichtig wieder an mein Training heran. Zunächst viel Bodyweight, dann bloß Arme / Schultern mit leichtem Gewicht, Beine / Po. Nach ungefähr 2 Monaten war ich wieder komplett im alten Training und spürte keine Einschränkungen. 

Nur eine Bewegung fühlt sich nach wie vor nicht ganz angenehm an: Die Streckung im heraufschauenden Hund. Die absolute Dehnung der Bauchdecke ist also auch heute noch nicht hundertprozentig möglich, bessert sich jedoch von Mal zu Mal. 

Wann macht eine OP Sinn?

Das wird euch der Arzt sagen. Nach meinem Wissen entscheidet der Schweregrad des Bauchnabelbruchs über den Beschluss einer OP (ich hörte auch schon von Hernien-Diagnosen, bei denen die Ärzte jedoch keine Operationen für notwendig betrachten). Ich kann euch nur raten, euch ärztlich gut beraten zu lassen (vielleicht sogar mehrere Meinungen einzuholen) und einen guten Zeitpunkt für eine OP zu finden, insbesondere wenn ihr Kinder habt oder körperlich anstrengend arbeitet. 

Im Falle einer Rektusdiastase habe ich bereits viele unterschiedliche Beschlüsse erlebt, die mir meist von meinen Lesern zugetragen wurden. Ich habe die Vermutung, dass viel zu schnell zur OP der Rektusdiastase geraten wird, da angeblich keine Chance auf die Zusammenführung der Bauchmuskeln bestünde. Das sehe ich anders. Man kann durch gezieltes und kontinuierliches Training eine Rektusdiastase durchaus erfolgreich selbst schließen und das sogar noch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung (auch, wenn es mit der Zeit immer schwieriger wird).

Ich konnte mit meinem Programm speziell für die Rektusdiastase (und den Beckenboden) bereits hunderten von Frauen und sogar Männern helfen (danke an dieser Stelle für die vielen Dankes-Mails!) und einige davon hatten sogar bereits viele Jahre damit zu tun.  

OP erst nach abgeschlossener Kinderplanung? 

Ich wurde gleich beim ersten Gespräch vom Arzt gefragt, ob meine Kinderplanung abgeschlossen sei, denn nur dann mache eine OP Sinn. Das ist auch das, worauf ich bei meiner Recherche am häufigsten stieß. Jedoch habe ich auch schon von zwei Leserinnen gehört, dass sie das genaue Gegenteil zu hören bekommen haben: Sie SOLLEN erst operieren, bevor das nächste Kind entsteht, damit die nächste Schwangerschaft keinen größeren Schaden anrichtet. 

Ich kann diese Frage also nicht eindeutig beantworten, vielleicht muss dies einfach individuell entschieden werden.

Kassenleistung? 

Eine sehr häufig gestellte Frage, die ich nach aktuellem Wissensstand mit JA beantworten kann. Sofern ein positiver Befund vorliegt selbstverständlich. 

Vorher-Nachher

Als ich erfuhr, dass ich operiert werden müsse, sagte der Arzt mit offensichtlich aufmunternder Intention: „Das Gute ist: der Bauch wird hübscher“ und meinte vor allem die Wölbung der Bauchdecke, die entsteht, wenn der Bauchnabel rausguckt und / oder eine Rektusdiastase vorliegt. War bei mir unübersehbar: Ich sah auch viele Monate nach beiden Kindern immer noch etwas schwanger aus. 

In den ersten 6 Wochen nach der OP war der Bauch extrem geschwollen und dick und beulig, als die Schwellungen zurückgingen, blieb immer noch eine leichte Wölbung (wobei das bei mir auch immer schon genetisch bedingt und zusätzlich durch das intensive Krafttraining begünstig war) und zudem sehr viel überschüssige und viel faltigere Haut, vor allem um den Bauchnabel herum. Dieser wurde nach innen gezogen und mit ihm die Haut von der Bauchdecke, was offensichtlich zur Folge hatte, dass sich die Falten speziell um den Bauchnabel herum sammelten. Der Chirurg selbst sagte bei unserem letzten Gespräch: Hätte er gewusst, dass der Bauch postoperativ so aussehen würde, hätte er mir eine Straffung im direkten Anschluss vorgeschlagen. Ich sagte ihm: „Keine Sorge, ich hätte sie eh abgelehnt.“

Heute, fast 3 Monate nach der OP, kann ich absolut nicht bestätigen, dass mein Bauch „hübscher“ geworden ist. Im Gegenteil: er sieht aus, als hätte er sehr viel durchgemacht in seinem Leben 😉 Und diese Beschreibung wähle ich bewusst, denn das macht meinen Bauch in meinen Augen liebens- und bewundernswert. Manch einer würde vielleicht sagen, mein Bauch sei ein Schlachtfeld, für mich ist er ein aufgeschlagenes Buch voller bewegender Zeilen, die eine spannende Geschichte erzählen – MEINE Geschichte. Auf die ich krass stolz bin und die ich niemals leugnen oder verstecken würde, bloß, weil sie vielleicht nicht dem Ideal entspricht.

 
 

In diesem Bild seht ihr einen Vergleich meines Bauchs vor und nach der OP. Das obere Bild entstand im Mai 2018 (8 Monate post partum) und da sieht man deutlich, wie der Bauchnabel herausragte. Das untere Bild ist aktuell und man kann gut sehen, dass der Bauchnabel operativ nach innen „gezogen“ wurde und daher nicht mehr wie ein Knopf auf der Bauchdecke liegt. (Anm.: Die dunkle Narbe am Oberbauch oberhalb des Bauchnabels stammt von der Operation meiner Bauchwandhernie in 2012)

Ich betrachte beide Bilder absolut wertfrei – weder der eine noch der andere Bauch war besser oder schlechter. Ich sehe kein „hässlich“ oder „schön“, trauere auch meinem flachen, durchtrainierten, glatten Bauch aus meiner prä-Babys-Zeit kein Stück hinterher. Was ich sehe ist bloß mein starker, funktionierender, gesunder Körper, auf den ich mich immer verlassen konnte, vor allem in den Momenten, in denen ich mir so sehr Kinder wünschte und eigentlich keine bekommen sollte. Mein Bauch ist also wie mein Reminder daran, was mir Großartiges widerfahren ist (zwei Schwangerschaften trotz vermeintlicher Unfruchtbarkeit wegen fanatischem Körperkult) und wie banal der Preis, den ich dafür zahlen musste: ein Stück meiner vermeintlichen optischen „Perfektion“, die mir mein Leben lang so wichtig war und mir beinah den Traum  von eigenen Kindern genommen hätte. 

Mein Bauch ist kein Problem. Nicht mal mein Bauchnabelbruch oder die Rektusdiastase waren ein Problem. Oder die OP’s oder dass ich so vernarbt oder faltig in meiner Körpermitte bin. Das ist mir noch klarer geworden, nachdem ich vor einiger Zeit auf eine junge Dreifachmutter bei Instagram stieß, deren Bauch ebenfalls vernarbt ist – aber nicht wegen eines popeligen Bruchs oder verschobener Bauchmuskeln, sondern wegen Krebs und den Operationen, die sie deswegen hatte. DAS ist ein wahres Problem – und ich bin mir sicher, dass diese starke Frau, die aktuell keine Aussicht auf Heilung hat, keinen Gedanken an ihre Bauchdecke verschwendet. Geschweige denn daran, ob sie sie plastisch verschönern sollte. Ich werde meine Gesundheit und das, was mich das Leben gelehrt hat, ehren und in Dankbarkeit für meinen fließenden Atem nichts tun, was eingreifen würde. Kurz: Keine Schönheits-OP.

Ich bin gut so, wie ich bin, und ich bin schön, weil ich Gutes denke.

Nicht nur das, was in unseren Köpfen stattfindet, ist das Resultat unserer Vergangenheit. Auch unser Körper ist das Manuskript unserer Geschichte. Und ist es nicht wunderbar, wenn er etwas Wunderbares, Aufregendes, Buntes, Bewegendes, Wichtiges, Bedeutendes  zu erzählen hat? 

Ich sage: Nehmen wir das Leben an, wie es kommt und spielt, auch, wenn es dabei Spuren hinterlässt, die wir im ersten Augenblick vielleicht lieber verwischt sähen. Doch im zweiten Augenblick entpuppen sich die Spuren als die einzig sichtbaren Dokumente unseres (körperlichen) Einsatzes, der uns prägt und zu dem macht, was wir heute sind. 

 
 
 

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13 Kommentare

Nadja 27. September 2022 - 12:31

Hallo, bin auf deinen Beitrag gestoßen. Habe auch eine OP wegen meiner stark ausgeprägten Rektusdiastase hinter mir, sie ist morgen genau 5 Wochen her. Bei mir sieht der Bauch auch relativ schlimm faltig aus und der Bauchnabel ist jetzt ein länglicher Schlitz, von Bauchnabel kann hier keine Rede mehr sein. Hätte ich gewusst, dass das Ergebnis so „hässlich“ ist, hätte ich mir überlegt, das Ganze doch von einem plastischen Chirurgen auf eigene Kosten machen zu lassen. Aber hinterher ist man immer schlauer… Ich komme trotzdem klar, sehe es wie du, dass ich sonst gesund bin und da ist dieser Bauch wirklich ein kleines Problemchen in meinem sonst tollen Leben mit zwei Söhnen. Schön, dass es „Mitleidende“ gibt 😉 Liebe Grüße

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Lala 7. April 2022 - 20:39

Hallo Yavi,

kannst du dich noch erinnern, wie „gravierend“ dein Nabelbruch war? Hat der Arzt Zahlen genannt, also Breite oder Länge in cm?

Ich war wegen meinem (derzeit noch bestehenden, weil Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen) Nabelbruch vor ca. 1 Jahr beim Chirurgen und der meinte: 1cm, das sei klein, da passiere auch keine Einklemmung von Darm, höchstens vom Bauchfell (was wohl auch sehr schmerzhaft sei, aber nicht gefährlich wie Darmeinklemmung), aber er denke, das sei unwahrscheinlich. Und er operiere viel größere Nabelbrüche in Südamerika (wo er freiwillig hilft), da hänge teilweise der ganze Bauchinhalt raus…

Hätte nur mal gerne einen Vergleichswert.

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