Photo Credit: Jan Hinkel / Hinkel Photography
Nach einem Instagram-Post mit diesem ↑ Bild habe ich tatsächlich einige Nachrichten bekommen – hauptsächlich von Schwangeren – was ich denn für einen so trainierten Babybauch tun würde und einige wollten sogar Ernährungs- oder Trainingspläne. Das hat mich erschrocken. Weil es nie meine Intention war, zu vermitteln, Schwangere hätten einem gewissen (Schönheits-) Ideal zu entsprechen und deswegen möchte ich euch etwas Wichtiges sagen und zeigen:
An dem Morgen habe ich mich direkt nach dem Aufstehen vor den Spiegel gestellt und zwei Fotos mit zwei unterschiedlichen Posen gemacht. Auf einem ist der Körper angespannt und ich habe eine künstliche, aber für Fotos vorteilhafte Haltung, auf dem anderen lass ich alles hängen und steh ganz einfach da. Wie zu 98 % des Tages. Mit Doppelkinn. Nur 1,53cm Körpergröße, zu dicken Armen, kaum vorhandenen Augenbrauen, diversen Narben und unreiner Haut. Ich denke, der Unterschied ist deutlich, oder? Bitte versteht, dass auch ich nur eine Frau bin, eine ganz durchschnittliche nämlich, mit diversen Macken und Makeln, eine, die auch lieber schöne Fotos von sich postet, als unschöne, und das sind dann die die ihr hier seht, eine, die hier bei Instagram hauptsächlich das Thema Fitness verkörpert, weil es ein wichtiger Inhalt ihres Lebens ist und weil sie verdammt nochmal viel Spaß dabei hat und außerdem auch ein wenig Ahnung davon.
Bitte vergesst nicht, dass ich seit über 10 Jahren im (Kraft-) Sport bin und dadurch eine gewisse Grundmuskulatur habe, natürlich ist mein Bauch auch mit Baby darin evtl. muskulöser als manch anderer. Vergesst auch nicht, dass ich ihn anzuspannen weiß, speziell bei Shootings und für Fotos wie dem letzten. Vergesst nicht, dass ich seit Jahren für meine vielen Muskeln von vielen Menschen kritisiert oder kritisch angeschaut werde (und plötzlich sind Bauchmuskeln in der Schwangerschaft schön??). Vergesst auch nicht, wenn ihr andere (schöne) Schwangere hier seht, dass man heutzutage ganz easy mit kostenlosen Apps den kompletten Körper modellieren und sich damit von der Realität entfernen kann und auch immer das richtige Licht eine Rolle spielt. Abgesehen davon, dass ihr anhand der präsentierten Konfektionsgroße, Handtasche und Lebensart noch längst nicht wisst, ob diese Frau glücklich und gesund ist. Also lasst euch bitte nicht von dem, was ihr im Social Media seht, blind beeinflussen und davon eure Entscheidungen / Meinungen leiten!
Um noch eins klarzustellen: Ich ernähre mich völlig normal und intuitiv, esse also bei Hunger und Appetit, hauptsächlich ausgewogen und gesund, aber auch mal mit Pizza, Eiscreme und allem, worauf ich Lust habe. Ich freue mich in der Schwangerschaft über jedes Extra-Kilo, welches neues Leben bettet, weshalb ich sicher keine Diäten mache. Generell nicht. Und ich bin stolz, das nach vielen Jahren einer Ess- und Wahrnehmungsstörung sagen zu können. Ich treibe Sport, aber nicht, weil ich meinen Körper hasse, sondern weil ich ihn liebe und weil er sich mit Sport gut fühlt. Es sind keine Zwänge, es sind Leidenschaften und Lebensentscheidungen, für die ich mich nicht rechtfertigen muss. Und wer (auch) durchtrainiert sein möchte, kann gerne seinen Arsch in Bewegungen setzen und ihn sich für seine Ziele aufreißen – aber nicht in der Schwangerschaft, einer so kostbaren Zeit, die für solche ambitionierten Pläne die denkbar schlechteste ist.
1 Kommentare
Super Beitragen genau ins Schwarze getroffen! Die Menschen werden immer verrückter. Es ist doch wichtiger ein gesundes Kind zur Welt zu bringen und sich nicht auf irgendwelche Muskeln zu konzentrieren die kann man auch noch später erreichen.