Wenn das Kind (auf den Kopf) stürzt

von mama moves

Gestern ist das passiert, wovor wohl jede (Neu-) Mama große Angst hat: Lias ist gefallen – wegen mir. Allein diesen Satz zu schreiben und das Thema hier aufzugreifen, kostet viel Überwindung, denn die Schuldgefühle sind nach wie vor immens. Doch gerade deshalb – und weil es jeder Mutter passieren kann – ist dieser Beitrag in meinen Augen wichtig. Wie reagieren wir im Moment des Unfalls richtig? Wie verhalten wir uns in den Stunden nach einem Sturz? Und wann müssen wir mit dem Baby zum Arzt? 

Beginnen wir mit unserer persönlichen Geschichte. Ich hatte Lias auf dem Arm, genau genommen seitlich auf der Hüfte, als ich in sein Kinderzimmer lief. Unerklärlicherweise rutschte ich aus / verlor die Balance / fiel … ich kann mich kaum an den Moment des Sturzes erinnern. Ich erinnere mich nur, dass ich mit meinem Kopf so heftig aufschlug, dass ich einen schrecklichen Schmerz spürte, im gleichen Augenblick aber sofort aufsprang und Lias hochnahm. Er schrie und ließ sich erst nach zwei Minuten beruhigen. Instinktiv habe ich dann zuerst seinen Kopf nach Wunden abgesucht, obwohl ich gar nicht sagen konnte, ob er überhaupt auf den Kopf gefallen war. Ich konnte nichts finden und in der Zwischenzeit war Lias wieder der Alte; lachte, hüpfte und brabbelte. Also versuchte ich mir keine großen Sorgen zu machen und beruhigte mich mit seiner scheinbaren Normalität. Eine halbe Stunde später wurde er müde und ich brachte ihn ins Bett, er schlief sofort ein. Und dann begannen meine Gedanken wirr zu kreisen, ich rief meinen Mann an und ab da war meine Coolness komplett verflogen. Ich weinte bitterlich, fühlte mich hilflos und schlecht. Mein Mann kam sofort von der Arbeit heim und ich war ihm in diesem Moment unendlich dankbar. Während ich auf ihn wartete, sagte mir mein Bauchgefühl, dass wir mit ihm ins Krankenhaus fahren sollten. Denn auch, wenn er einen guten Eindruck machte, wollte ich Sicherheit – und wie sagt man so schön? Besser einmal zu viel, als zu wenig. Und da mein Kopf immer stärker schmerzte, Übelkeit und Schwindel dazu kamen, wollte ich mich ebenfalls kurz durchchecken lassen.

Leider gibt es hier in Edinburgh keine Möglichkeit, für Mutter UND Kind in EIN Krankenhaus zu fahren, also fuhren wir erst in die Kinderklinik. Lias wurde gründlich untersucht (Herz, Fieber, Reaktionsvermögen usw.) und sein Schädel wurde geröntgt. Ergebnis: Nichts. Alles, wie es sein soll. Nachdem Lias das ganze Krankenhaus mit seinen tatsächlich witzigen Clown-Nummern unterhalten hatet, hätte mich alles andere auch gewundert. Die Erleichterung darüber war größer als jede andere, die ich bisher in meinem ganzen Leben erfahren hatte. 

Wir fuhren im Anschluss in ein anderes Krankenhaus, um meinen Kopf ebenfalls zu untersuchen. Hätten wir uns auch sparen können. In dieser so genannten Notfallaufnahme waren ausschließlich Krankenschwestern, weswegen keine detaillierten Schädeluntersuchungen gemacht werden konnten. Dafür hätten wir zu Ärzten in eine Klinik am anderen Ende der Stadt fahren müssen und da es bereits sehr spät war und ich Lias endlich Ruhe und sein Bett gönnen wollte, habe ich mich dagegen entschieden. Ich ließ nur abchecken, ob ich noch adäquat reagieren / sehen / hören konnte und als alles in Ordnung schien, ging es endlich heim. Ich ließ die Ereignisse Revue passieren, las mich noch in einige Krankenhausbroschüren und Onlineartikel ein und beschloss, euch am nächsten Tag davon zu erzählen und einige Tipps mitzugeben.

Was also tun, wenn das Kind fällt?

→ Ist das Kind bewusstlos, muss sofort ein Krankenwagen gerufen werden.

→ Wenn das Kind weint, solltet ihr es sofort zu euch nehmen, umarmen, trösten, bis es sich beruhigt.

→ Anschließend in Ruhe den Kopf / Körper nach äußeren Wunden absuchen.

→ Sollten äußere Wunden sichtbar sein, sollte ein Arzt konsultiert und ggf. das Krankenhaus aufgesucht werden.

→ Was ihr tun könnt: Mit einer Taschenlampe in die Augen des Kindes leuchten, um zu sehen, ob sich die Pupillen beim Lichteinfall verkleinern. Sollte dem nicht so sein, könnte dies ein Hinweis auf ein Schädel-Hirn-Trauma sein und ein Arztbesuch ist zwingend notwendig.

→ Wenn nichts Auffälliges erkennbar ist, sollte das Kind in den nächsten Stunden gut beobachten werden. Verhält es sich anders, als sonst? Hat es ein verzögertes Reaktionsvermögen? Erbricht es? Wenn nichts dergleichen eintritt, besteht zunächst kein Grund zur Sorge und meine Empfehlung ist nur dann einen Arzt aufzusuchen, wenn ihr euch damit wohler fühlt und euer Bauchgefühl euch dazu rät. Ein Gespräch mit dem Mann / Freunden / Familie kann helfen.

→ Sollte sich das Kind in den Stunden nach einem Unfall anormal verhalten (es reicht, wenn es sich anders verhält, als normalerweise zu der Tageszeit), sollte Flüssigkeit / Blut aus Ohren oder Nase laufen (Hinweis auf Schädelbasisbruch), sollte es erbrechen, Kopfschmerzen haben (das kann natürlich nur ein Kleinkind mitteilen), schielen oder gar das Bewusstsein verlieren, muss es ärztlich untersucht werden. 

Und was tun, wenn man selbst gefallen ist: 

Sollte man selbst gestürzt sein, ist es wichtig, auch das ernst zu nehmen. Allein schon aus der Verantwortung als Mutter. Die Checkliste unterscheidet sich nicht stark von der bei einem Kindessturz, allerdings können wir deutlich mehr wahrnehmen, tun und ansprechen.

→ Solltet ihr gestürzt sein, werdet ihr vermutlich automatisch nach Verletzungen schauen. Beim Kopf ist oft nichts zu erkennen, weswegen ihr auf folgende Symptome achten solltet: Verwirrung, Schwindel, Schläfrigkeit / Benommenheit, Kopfschmerz, verschwommene Sicht / Schleier vor Augen,  Erbrechen, Muskelschwäche, gestörtes Sprachvermögen, (Krampf-) Anfall. In diesen Fällen muss eine ärztliche Untersuchung erfolgen

→ Nach einem Kopfsturz kann es sein, dass ihr euch noch viele Stunden danach müde und kraftlos fühlt und Kopfschmerzen habt. Ihr solltet euch viel Ruhe gönnen, am besten nicht alleine sein, auf keinen Fall selbst Auto fahren oder Alkohol trinken.

WICHTIG: EHRLICHKEIT!

Diese Tipps resultieren aus meinen persönlichen Erfahrungen, Gesprächen mit der Kinderärztin und einigen Online-Artikeln. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich keinerlei Haftung trage für die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Checkliste. Es handelt sich lediglich um eigene Erfahrungswerte, die sicherlich für die meisten Mütter interessant und hilfreich sind. Ich möchte auch unbedingt dazu ermutigen, über das Thema „Stürze / Verletzungen bei Kindern“ mutig zu sprechen, denn die Verheimlichung oder Beschönigung eines Unfalls kann schlimme Folgen haben. Wir müssen uns nicht schämen, wenn so etwas passiert, schämen müssen wir uns nur dann, wenn wir anschließend nicht richtig handeln, fahrlässige Fehler begehen und das Kind erst dadurch in Gefahr bringen.

 

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28 Kommentare

Ana-Cara 26. Januar 2016 - 20:18

Zuerst einmal: schön dass es euch wieder gut geht! Kopf hoch!! Und dann – oh mein Gott – ich kann dich so gut verstehen! Ich bin mit meiner Tochter die Treppen runter gefallen – da war sie 6 Wochen alt. Wir hatten nur eine „Hühnerleiter“ in dem Haus, und ich hab mich auf der Stufe vertreten. Wir wollen grade weg und sie saß schon im Maxi Cosi – Gott sei dank wie ich glaube, hätte ich sie so gehalten wie sonst wäre ihr Kopf warscheinlich am Fachwerk angeschlagen. -_-
Ich bewunderern deinen Mut und deine Ehrlichkeit! So offen über so etwas zu sprechen ist nicht einfach, ganz ganz toll! :-*

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mama moves 27. Januar 2016 - 10:43

Ach herrje! Ja vermutlich hat der Maxi Cosi sie geschützt. Gut, dass nichts passiert ist. Alles Liebe!

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steffid83 26. Januar 2016 - 19:30

Ich bin froh, dass es euch gut geht!!! Dass du dieses Thema ansprichst, macht dich nur noch sympathischer. Sowas passiert sicher vielen Mamas und man traut es sich nicht zu sagen, um nicht schlecht gemacht zu werden oder um nicht andere an den Mutterqualitäten zweifeln zu lassen. Mein Sohn ist mir vor zwei Wochen von der Couch gerollt. Er schlief da tief und fest, ich war nur Sekunden aus dem Zimmer und schon weinte er und ich war so erschrocken, ihn nicht mehr auf der Couch vorzufinden, sondern halb verknautscht in der Decke. Es war alles in Ordnung mit ihm, kurz darauf direkt lachen und brabbeln, aber der Schreck saß tief und ich kam mir vor wie eine Rabenmutter. Ich baue immer einen Riesenwall aus Kissen um ihn rum, nur da nicht. Das passiert mir so nie wieder, macht einen nur noch vorsichtiger. Dir und Lias alles Gute.

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mama moves 26. Januar 2016 - 19:32

Der typische Sofa-Unfall! Wie gut, dass auch ihm nichts passiert ist! Und wie du schon sagst: es macht einen noch vorsichtiger! Alles Liebe für euch!

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Susi 26. Januar 2016 - 19:00

Gut, dass es euch gut geht!!!
Vor drei Jahren bin ich mit meiner Tochter auf dem Arm ( damals 16 Monate alt) die Treppe runter gefallen. Ich hab mich intuitiv um sie „gewickelt“, dadurch bin ich kopfüber gefallen und mit diesem zuerst aufgeschlagen. Am Treppenschutzgitter bin ich zum Liegen gekommen und meine Tochter lag eine Stufe über mir mit weit aufgerissenen Augen und ohne einen Mucks von sich zu geben. Ich dachte sie ist tot und fing nur an zu schreien, so laut ich konnte nach meiner Mama ( die wohnt mit im Haus) Dann fing die Maus auch an zu schreien. Da mich niemand hörte bin ich dann zu meiner Mutter gelaufen und dort im Wohnzimmer zusammengebrochen weil mein Fuß so weh tat. Pia hatte sich dann schnell beruhigt und machte sich mehr Sorgen um mich. (Mama aua).
Sind dann direkt zum Arzt. Pia hatte nichts, ich den Fuß gebrochen und Prellungen. Die Schuldgefühle sind bei sowas immens, ich war so froh dass sie nichts hatte. Man darf gar nicht daran denken was wäre wenn…

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 19:28

oh Gott, was für eine dramatische Geschichte. Wie gut, dass euch nichts Schlimmeres passiert ist, da bist ja selbst du mit dem Fußbrunch glimpflich davon gekommen… Danke für’s Teilen!

Antworten
Vero 11. April 2017 - 17:47

Oh gott, das ist ja ein schrecklicher Unfall der dir und deiner tochter widerfahren ist. Ich habe ehrlich tränen in den augen, als du geschrieben hast, du hast zu schreien begonnen. 🙁

Antworten
Annika 26. Januar 2016 - 18:41

Ich finde es ganz toll und mutig das Thema in deinem Blog zu behandeln! Ich bin noch in der Schwangerschaft (37ssw), hatte aber auch schon oft den Gedanken was ich mache wenn so etwas passiert. Ich habe manchmal diesen Horror vor dem Perfekten Mutterbild, und das solche Sachen nur für sich ausgemacht werden. Da tut es gut wenn du so offen und ehrlich schreibst!!

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 18:59

Danke!! Und alles Gute für die Restschwangerschaft, die Geburt und die zauberhafte Zeit danach!

Antworten
Barbara 26. Januar 2016 - 17:59

Ich finde es gut dass du darüber schreibst und natürlich das es euch gut geht. Versuche dir kein schlechtes Gewissen zu machen, sowas kann (leider) passieren und du hast gut reagiert.
Ich habe deiner Liste noch etwas hinzuzufügen: Nach Kopfstürzen sollte man nicht nur ein paar Stunden beobachten sondern 2 Tage.
Auch ist definitiv das Bauchgefühl wichtig bei der Entscheidung ob man einen Arzt braucht.

Ich bin mir meinem Kleinen mal die Treppe runter gesegelt-da er natürlich erschrocken ist hat er geweint und ich konnte nicht sagen ob er sich den Kopf angeschlagen hat. Dass ich geheult habe vor lautet Angst und schlechtem Gewissen hast auch nicht grad geholfen. Als ich mich dann beruhigt habe, hat er sich auch beruhigt-und das war dann noch ein Hinweis für mich (ausser der Tatsache dass ich beim absuchen nichts gefunden habe), dass alles OK ist.
War leider nicht dass letzte Mal das er gestürzt ist (er ist mittlerweile 4) aber bei uns ist Gott sei Dank immer alles gut ausgegangen. 🙂

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 19:02

Hi Barbara, danke für dein Feedback und deinen absolut richtigen Hinweis! Ich versuche mich auch bereits mental darauf vorzubereiten, dass noch viele weitere Stürze – wenn auch nicht von mir verschuldet – passieren werden 🙂 Und ich möchte Lias auch auf keinen Fall in Watte packen, einfach fallen wird es mir aber nicht. Liebe Grüße, Yavi

Antworten
Fieska 26. Januar 2016 - 17:36

Zum Glück ist euch nichts passiert. Dieser Schreck moment bleibt aber bestimmt paar Tage.

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 17:40

ich denke auch, aber ich versuch es Lias gleichzutun und das Ganze einfach „wegzulachen“ 🙂

Antworten
Ann-Marie 26. Januar 2016 - 17:29

Der Vollständigkeit halber: Blut aus Nase und/ oder Ohren können (!) Anzeichen für einen Schädelbasisbruch sein!

Schön dass ihr das gut überstanden habt, es kann jedem mal passieren!

♥️

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 17:33

Danke, sehr richtig! Füge ich hinzu! Liebe Grüße 🙂

Antworten
Kristina 26. Januar 2016 - 16:50

Oh Gott, ich kann deine Angst total gut verstehen. Mir ging es vor einigen Tagen genau so. Als Maxi Nachts Hunger hatte und ich Ihn schlaftrunken hochgehoben habe, habe ich seinen Kopf gegen das Bett „gehauen“. OMG solche Schuldgefühle hatte ich noch nie in meinem Leben. Habe so geheult und mir solche Sorgen gemacht, den er ist nach dem Essen direkt eingeschlafen und ich konnte ihn ja überhaupt nicht beobachten ob es ihm gut geht oder nicht……ohhhhh das war eine schlimme Nacht….

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 16:59

ganz genau so ging es mir auch, als Lias dann eingeschlafen ist! Ich wusste ja nicht, welche „Art“ von Schlaf das war und das hat mich wahnsinnig gemacht! Ich hätte ihn am liebsten geweckt, um zu sehen, ob es ihm gut geht… Ich bin mir sicher, Maxi geht es gut und ich hoffe, du kannst den blöden Vorfall bald vergessen!

Antworten
Kiddekat 26. Januar 2016 - 14:10

Aber vielleicht ginge betten in riesen Quarkbällchen, Low carb und clean natürlich :):):):)

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Kiddekat 26. Januar 2016 - 13:45

Gut, dass es euch beiden gut geht…und ja es wird nicht der letzte Sturz, das letzte Weinen sein, müssen wir uns dran gewöhnen 🙁 wie du sagst, Hauptsache man handelt danach richtig, denn damit unsere Knirpse die Welt erobern können, müssen wir auf das einpacken in riesen Wattebällchen wohl verzichten 😀

Antworten
mama moves 26. Januar 2016 - 13:50

Oh ja, da sagst du was… Man muss sie irgendwann auch „gehen lassen“, aber notfalls eben retten können 😀

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