Ich schulde euch noch eine Erklärung für meinen kürzlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Warum ich keine Instagram Posts mehr hoch lade, keine Instastories, warum ich keine Nachrichten beantworte, auch bei Facebook nicht präsent bin und ehrlich gesagt auch gar nicht nachschaue, was bei anderen Accounts und Blogs abgeht.
Kurzer Rückblick
Die 2017-Monate waren unglaublich arbeitsintensiv, spannend, aufregend, aufreibend. Ich habe viele tolle Projekte umgesetzt, wie zum Beispiel die Schwangerschaftsworkouts mit #DoYourSports, ich war auf diversen Events, unter anderem dem von Natsu, habe ein eigenes organisiert, mit vielen meiner Lieblingsmarken gearbeitet – darunter Sofri – , ich habe mit meinem Lieblingstext einen wichtigen Blogaward gewonnen und: ich habe meine Ausbildung zum prä- und postnatalen Trainer und zur Ernährungsberaterin gemacht. Oh, und Anfang des Jahres bin ich von Schottland nach Deutschland gezogen, mit meiner wunderbaren Familie: Meinem Mann, der bei all meinen Projekten und Ideen mit einer Engelsgeduld und einem Haufen Optimismus immer hinter mir steht, meinem Lias, dessen Umarmungen, Aktionen und Lachen meine Definition von Work-Life-Balance ist und unserem zweiten Söhnchen in meinem Bauch, der mich regelmäßig daran erinnert, auch mal ruhig zu machen, und daran, wie viel Glück ich doch habe. Doch jetzt, jetzt bin ich auch noch alleinerziehend mit Mann, weil der in seine neue Position in seiner Firma eingearbeitet wird, 4-5 Autostunden von uns entfernt und das bis zur Geburt. Ausgerechnet jetzt, in einer der belastendsten Zeit meines Lebens. Ja, scheiße ist das, aber es gibt Schlimmeres, das nicht so schnell endet, wie ein Monat, oder zwei.
Ein Herzensding
Und dann kam ein Projekt hinzu, das ich für dieses Jahr nicht eingeplant, mir aber schon immer vorgenommen und zutiefst gewünscht hatte. Und es deshalb annahm. Im März, nach einigen Mails und zahlreichen Telefongesprächen. Am Ende der Leitung: Die Münchener Verlagsgruppe, mit der Anfrage für ein Buch, welches noch in diesem November erscheinen und deshalb Ende Juli geschrieben sein soll.
Ich zögerte, nicht wegen des Buches selbst, sondern wegen des Zeitrahmens, schließlich war ich bereits für die Monate bis zur Geburt Anfang September praktisch ausgebucht und chronisch busy und außerdem Mutter eines kleinen Wirbelwinds und schwanger mit dem zweiten. Doch das Buch – ja, das ist ein Herzensding, das ich schon seit vielen Jahren in mir trage und schon immer realisieren wollte. Und wenn ein Verlag dir anbietet, genau dieses Herzensding umzusetzen, sagste ja nicht nein. Und ich sagte ja.
In den ersten Wochen nach der Vertragsunterzeichnung wurde das Cover geshootet, Inhalt und Titel bestimmt, und dann gab es erstmal eine Pause, bis Juni, da ich alle Hände voll mit anderen Projekten hatte. Wer aufgepasst hat, weiß, dass nur noch etwas mehr als ein Monat für das Herzensding blieb. Der Juli und ein paar Zerquetschte.
Nun ist es auch so, dass dieses Herzensding das mit Abstand Krasseste ist, das ich jemals getan hab. Der höchste Bungeesprung der Welt war ein Witz dagegen und wenn ich dachte, ich wäre damals mutig wie ein Löwe gewesen, dann hatte ich wirklich keine Ahnung, was es heißt, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben. Eine Geschichte von Schmerz und Hässlichkeit.
Ich möchte gar nicht zu sehr ins Detail gehen, und euch den Inhalt vorweg- und mir wertvolle Schreibzeit nehmen, doch so viel kann ich sagen: Ich spreche darin über meine Krankheiten, von denen bisher kaum jemand wusste, der Sportsucht, Essstörungen, den körperlichen Konsequenzen eines Selbstmissbrauchs, von Schicksalsschlägen, die mich grundlegend verändert haben, von Ängsten, Lügen, von gefährdeten Kinderwünschen, aus Dummheit und Unwissenheit, wie ich meine Träume doch noch wahr werden ließ und wie ich heute mit den Traumata aus meiner Kindheit und Jugend umgehe. Ich wusste schon immer: Sollte ich diese – meine! – Geschichte jemals erzählen, werde ich erstmals die komplette Wahrheit sagen. Für mich und einen Abschluss, wie auch für andere, die ebenfalls abschließen wollen. Auch, wenn es bedeutet, dass ich mich bis auf die blanke, vernarbte Haut ausziehe.
Und das kostet Kraft. Es frisst mich auf, innerlich wie äußerlich, ich bin erschöpft, obwohl meine einzige körperliche Arbeit in der Bewegungen meiner Finger auf der Tastatur besteht. Ich begreife, dass ich eigentlich nichts begriffen hatte, bevor ich dieses Buch wirklich schrieb und ich begreife, dass alles, was war, noch realer wird, wenn es Schwarz auf Weiß in einem Dokument erscheint. Dieses Buch ist nicht nur das Schlimmste, sondern auch das Beste, was ich jemals tat. Und daneben ist kein Platz für andere Dinge wie Instagram, das plötzlich so banal erscheint, wie abends den Müll runter zu bringen oder Sonntagmorgens Zeitung zu lesen.
Mein Kopf steckt in meiner eigenen Lebensgeschichte und erst, wenn ich ihn wieder herausgezogen habe, komme ich wieder. Vielleicht Ende Juli, vielleicht irgendwann im August und vielleicht erst nach der Geburt meines Babys, das mir mit seiner unsichtbaren Präsenz eine unmenschliche Kraft gibt. Um nicht aufzugeben und zu erkennen, dass das, was ich gerade tue, (überlebens-) wichtig ist. Für mich und hoffentlich auch für andere.
Nennen wir meine aktuelle Abstinenz also eine „Buch- und Babypause“, mal mehr Buch, mal mehr Baby, aber auf jeden Fall Pause. Und nach Pause folgt Play.
Also: Bis bald!
33 Kommentare
Viel Erfolg für Dein Buch – ich bin auch gerade dran; Vertragsunterzeichnung im September, Abgabe im Januar und ich bin eeeeecht gespannt. Wann wirst Du ein bisschen mehr verraten?
Viele Grüße,
Isabel
Oh Yavi, dein Text hat mich so berührt! Ich habe Pipi in den Augen. Ich freue mich auf dein Buch, ich freue mich darauf, dass du wieder kommen wirst. Pass auf dich und deine drei Männer auf. Du bist eine wahnsinnig wunderbare Frau mit einer Energie und Kraft, von der viele nur träumen! Liebe Grüße, Katja